Antifa Stuttgart – Newsletter #5

Wir wollen mit diesem Newsletter einen kleinen (ausgewählten) Rückblick von gelaufenen Aktionen geben, kommende ankündigen, aktuelle Kampagnen vorstellen, kurze Einschätzungen unsererseits zu Entwicklungen der Faschos geben und Empfehlungen bspw. für Texte liefern. Der Newsletter darf gerne weitergeleitet werden. Kritik und Verbesserungsvorschläge gerne an uns direkt per Mail: mail@antifa-stuttgart.org

Aktuelle Einschätzungen / Meldungen

Nazis in der Stuttgarter Polizei?

Surprise, surprise: Ja, das gibt es! Und das nicht erst seit dem es nun auch offiziell geworden ist. Die Stuttgarter Nachrichten haben vor einigen Tagen berichtet, dass eine rechte Chatgruppe Stuttgarter Bullen aufgeflogen ist. Nun wird gegen fünf von ihnen wegen Volksverhetzung und der „Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen“ (im Klartext: Meistens sind Hakenkreuze gemeint) ermittelt. Warum nur fünf wird das Geheimnis der Stuttgarter Staatsanwaltschaft bleiben. Ebenso wie auf eine zufriedenstellende Antwort die nicht von Kumpelei und Verharmlosung triefen wird, werden wir natürlich auch auf ernsthafte Konsequenzen für die Nazis in Uniform warten können und, dass von offizieller Seite anerkannt wird, dass es ein strukturelles Problem innerhalb der „Sicherheitsbehörden“ mit faschistischem Gedankengut gibt.

Wir wissen, dass die Organe dieses Staates niemals frei von solchen Tendenzen sein können und werden, da sich jeder bürgerliche Staat – wenn es denn nötig ist – in einen faschistischen Terrorapparat umwandeln lässt. Und das ganz ohne Putsch, sondern mit dem selben Personal wie davor. Ebenfalls wissen wir, welche Art von Mensch sich für einen solchen Job voller Rassismus, Macht- und Macho-Gehabe, Ordnungszwang und Bestrafungswille entscheidet. Keine Menschen jedenfalls, die Chauvinismus ablehnen und für eine befreite Gesellschaft einstehen.

Daher: Es verwundert uns nicht , dass so etwas bekannt geworden ist, aber vielleicht hilft der Fall dabei, dass ein paar mehr Menschen ihr Vertrauen in diesen Staat verlieren und sich nach fortschrittlichen Alternativen umsehen. Kommt zur Antifa oder engagiert euch bei anderen antikapitalistischen oder revolutionären Initiativen!

Zentrum Automobil: Bindeglied aller rechter und faschistischer Kräfte

Am Sonntag, den 16. Mai organisierte das faschistische Betriebsprojekt „Zentrum Automobil“ (ZA) eine Kundgebung am Ort der Auseinandersetzung des 16. Mai 2020. In der Mercedesstraße beim VfB-Stadion ereignete sich ein antifaschistischer Angriff auf den Treffpunkt der Nazis, die zu der Querdenken-Demo wollten. Drei Rechte wurden verletzt, einer von ihnen – Andreas Ziegler, Zentrums-Aktivist der ersten Stunde und Faschist – schwer.

Mehr Details zu der Auseinandersetzung und den aktuell laufenden Prozessen gegen Antifas findet ihr bei „Berichte“.

Laut eines veröffentlichten Recherche-Artikels war bei der Kundgebung so ziemlich alles anwesend, was die rechte und faschistische Szene im Großraum Stuttgart zu bieten hat. AfD-Landtagsabgeordnete stehen neben Nazis vom „3. Weg“ und der – ansonsten extrem irrelevant gewordenen – NPD. Die von V-Männern durchsetzte faschistische Kleinpartei scheint allerdings besonders gute Kontakte zu den Zentrums-Leuten zu haben. Das verwundert bei genauerer Betrachtung nicht sonderlich, denn schon immer waren und sind „Blood&Honour“-Nazis, die ZA maßgeblich mit aufgebaut haben, eng mit der NPD verbunden.

Hier findet ihr den Recherche-Artikel: https://www.antifa-stuttgart.org/wp-content/uploads/2021/06/Zentrum-Automobil-und-die-faschistische-Rechte.pdf (PDF, Ca. 7 MB)

Ebenfalls ist ZA tief in Kreise des faschistischen Terrornetzwerks „NSU“ verstrickt. Kürzlich wurde dieser sehr interessante Artikel über die Verbindungen und Zusammenhänge veröffentlicht:

https://www.antifa-stuttgart.org/2021/06/zentrum-automobil-tief-im-nsu-netzwerk/

Mordversuch an BLM-Aktivistin in London

Am 23. Mai wurde der Schwarzen BLM-Aktivistin Sasha Johnson in ihrem Wohnumfeld in den Kopf geschossen. Ihr Zustand ist nach wie vor kritisch. Die ganze Tat wirkt sehr wie eine gezielte Hinrichtung, ähnlich wie im Fall des CDU-Politikers Walter Lübcke in Kassel.

Hier waren langjährige Neonazis aus dem „Blood&Honour“-Spektrum in den Garten des Politikers eingedrungen und haben ihn auf seiner Terrasse mit gezielten Schüssen hingerichtet. „Grund“ war sein – für CDU-Kreise unübliches – Engagement für geflüchtete Menschen.

Im Fall von Sasha Johnson, die ein bekanntes Gesicht der BLM-Bewegung in Großbritannien ist, muss auch von einem politischen, rassistischen Motiv ausgegangen werden. Die Polizei nun fünf Verdächtige festgenommen. Die Polizeiarbeit erweckt hier wieder den Anschein, als wöllten sie die politische Dimension der Tat unter den Tisch kehren und versuchen in Richtung Gang-Kriminalität zu ermitteln. Dieses Verhalten legen rassistische Behörden immer wieder an den Tag: In den zahlreichen Mordfällen des faschistischen Terrornetzes NSU bspw. Wurde jahrelang gegen Angehörige der Opfer ermittelt und ihnen kriminelle Machenschaften unterstellt.

Die eher liberale Partei „Taking the Initiative Party (TTIP)“, der Sasha Johnson angehört, äußert sich wie folgt zu den Ermittlungen der Cops:

„We also feel as though arresting these individuals on this basis and highlighting that they were carrying drugs with intent to supply, is subliminally suggesting that this is a gang related crime as opposed to an attempt of murder. This majorly concerns us as we cannot allow for more individuals in our communities to fall as victims of crime and not get the justice they deserve, whilst other members of the community are getting accused of crimes they did not commit purely because they fit the “profile”.“

Poltisches Engagement macht immer öfter Menschen und Projekte zur Zielscheibe faschistischer Angriffe. Dem hilft offensichtlich kein Vertrauen oder Zusammenarbeit mit den Behörden: Viel zu oft stecken Polizist*innen oder Geheimdienstleute selbst bis zum Hals im braunen Sumpf.

Was stattdessen die antifaschistische Bewegung aber auch BPoC-Communities entwickeln muss um auch weiter selbstbestimmt politisch agieren zu können, ist ein offensiver und gut organisierter Selbstschutz, der das Selbstbewusstsein der Faschisten bricht und ihre Strukturen zerschlägt – Together we fight!

Justice for Sasha!

Die Kampagne „antifascist action! Gegen rechte Krisenlösungen“ geht weiter und lädt ein!Anfang 2021 wurde die antifascist action!-Kampagne mit dem erklärten Ziel ins Leben gerufen, gemeinsam gegen rechte Krisenlösungen aktiv zu werden. Gerade in diesem Jahr wird die Notwendigkeit einer solchen Kampagne besonders deutlich. Denn im Zuge der Pandemie erfahren wir die Zuspitzung einer sich schon länger anbahnenden kapitalistischen Krise, die soziale Ungerechtigkeiten weiter verschärft, während die Rechten versuchen von dieser zu profitieren und drohen zu erstarken. (Ein ausführliches Selbstverständnis findet ihr hier: https://antifa-kampagne.info/kampagne/)

Im Zuge der Landtagswahlen in BaWü und Rheinland Pfalz, sowie den Kommunalwahlen in Hessen wurden im Rahmen der Kampagne Infostände der AfD gestört, rechte Propaganda zerstört, es wurden antifaschistische Flyer verteilt, Plakate wurden geklebt und eigene Inhalte wurden unter die Leute gebracht. Aber auch Querdenken, als eine reaktionäre bis rechte Massenbewegung, die im vergangenen Jahr als Sprachrohr und Multiplikator rechter Krisenlöser und -lösungen diente, stand und steht weiterhin im Fokus unserer antifaschistischen Intervention. (Ein ausführliches Zwischenfazit könnt ihr ebenfalls auf der Kampagnenhomepage nachlesen)

Um die Kampagne gemeinsam einen Schritt voran zu bringen, laden wir euch herzlich zu antifascst action!-Regionaltreffen in München, Mannheim, Tübingen, Karlsruhe, Villingen-Schwenningen und Stuttgart ein. Auf diesen Treffen gibt es die Möglichkeit die Kampagne kennen zu lernen, Fragen zu stellen und auch zu diskutieren. Anschließend wollen wir gemeinsam planen wie wir, vor allem mit Blick auf die Bundestagswahl im Herbst praktisch antifaschistisch aktiv werden wollen!

Wir freuen uns, so viele wie möglich von euch bei den Regionaltreffen zu sehen! Denn die Kampagne ist am Ende genau das, was wir gemeinsam aus ihr machen. Alle zusammen gegen den Faschismus!

Bei allen Treffen gelten notwendige Hygienemaßnahmen, also kommt bitte mit Maske, lasst euch wenn möglich testen und bleibt zu Hause, wenn ihr euch krank fühlt!

4. Juli 2021 – 11:00 Uhr – Linkes Zentrum Lilo Herrmann

Berichte

Der 1. Mai

Im letzten Newsletter hatten wir auf den 1. Mai und seine Bedeutung für die gesamte antifaschistische und revolutionäre Bewegung hingewiesen. Wie zu erwarten, fanden in Stuttgart starke Demos und Aktionen an diesem wichtigen Kampftag statt. Nach einer Beteiligung an der traditionellen DGB-Demo fand auch noch ein klarer, revolutionärer Ausdruck mit der „revolutionären 1. Mai Demo“ den Weg auf die Straßen unserer Stadt.

Einen ausführlichen Bericht über alle Aktivitäten (auch im Vorhinein) rund um den 1. Mai und eine Auswahl von Bildern findet ihr auf der Seite der „Revolutionären Aktion Stuttgart“:

https://revolutionaere-aktion.org/2021/05/02/das-war-der-revolutionaere-1-mai-2021/

Wir haben auf der revolutionären Demo übrigens auch eine Rede zum Thema „Antifaschistische Gegenmacht auf der Straße“ gehalten; diese findet ihr zum nachlesen hier:

https://www.antifa-stuttgart.org/2021/05/unsere-rede-am-1-mai/

8. MaiAuch der 8. Mai ist von besonderer Bedeutung für Antifaschist*innen in ganz Europa. Am 8. Mai 1945 wurde der mörderische deutsche Faschismus von den Alliierten, allen voran der Sowjetunion militärisch besiegt. Dieser Tag gehört auf der einen Seite gebührend gefeiert, auf der anderen Seite heißt er für uns, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst werden, so etwas nie wieder geschehen zu lassen und schon jetzt jeden Ansatz faschistischer Bewegung zu bekämpfen und klein zu halten bis ihr Nährboden – die kapitalistisch-bürgerliche Herrschaft – ein für alle mal entzogen ist.

Um den 8. Mai 2021 kam es also zu einigen schönen Aktionen und Aktivitäten: Am Vorabend beteiligten wir uns an der Demonstration „100 Jahre Antifa“ in Frankfurt. Rund 3000 Menschen demonstrierten hier und zeigten die Notwendigkeit von organisiertem Antifaschismus heute auf. Einen Bericht des „OAT Frankfurt“ findet ihr hier:

https://oatfrankfurt.noblogs.org/post/2021/05/08/100-jahre-antifa-und-3-000-antifaschistinnen-feiern-mit/

Doch auch in Stuttgart waren wir nicht untätig. Am Morgen des 8. Mai machten wir mit Aktivist*innen des „Antifaschistischen Aktionsbündnis Stuttgart & Region (AABS)“ einen Bannerdrop am Cannstatter Neckar-Ufer. Auf einem ca. 30 Meter langen Transparent war – untermalt von einiger Pyrotechnik – zu lesen, was wir oben schon ausgeführt hatten: „8. Mai – Tag der Befreiung | Damals wie heute: Organisiert kämpfen gegen Faschismus!“

Ein Bild davon findet ihr hier:

https://www.antifa-stuttgart.org/wp-content/uploads/2021/06/1-2-e1620919177657-1200×464.jpg

In einigen Teilen der Stadt wurden dazu am Morgen des 8. Mai Plakate aufgehängt, auf denen den Befreier*innen auf verschiedenen Sprachen gedankt wird und in einem kurzen Text auf die Wichtigkeit des Tages hingewiesen wird. Bilder davon finden sich auf der Seite des AABS:

https://aabstgt.wordpress.com/2021/05/10/erinnern-heist-kampfen-der-8-mai-in-stuttgart/#more-4283

Und auch im Rems-Murr Kreis waren Antifas unterwegs und haben mit einer Straßenumbenennung, Blitzkundgebungen, Wandzeitungen und einer Kranzniederlegung den Tag der Befreiung gebührend begangen. Einen ausführlichen Bericht und viele Bilder finden sich auf der Seite des „OAT Rems-Murr“.

Wasen-ProzessDer Prozess gegen die Antifaschisten Jo und Dy läuft weiter. Am Landgericht im Saal des OLG in Stuttgart-Stammheim soll ihnen an 30 Prozesstagen bis Oktober die Beteiligung an einem Angriff auf Mitglieder der Nazi-Pseudo-Gewerkschaft angehängt werden. Bei den bisherigen Prozessterminen ist einiges passiert und zutage getreten; zum Beispiel, dass das Märchen der unschuldigen „Opfer“ langsam bröckelt: Sie waren mit Schlagringen und Protektoren bewaffnet zu besagter Demonstration am 16. Mai 2020 gefahren und waren auf Konfrontation aus. Die Staatsanwaltschaft sieht übrigens bei den Faschos von einer Verfolgung wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz ab (Schutzbewaffnung und das Führen von gänzlich verbotenen Waffen), denn sie wollten „sich mit dem Material ja nur vor Antifas und nicht vor der Polizei schützen“. Wir sind gespannt, wann die selbe nazifreundliche Staatsanwaltschaft wieder mit Hochdruck wegen Kapuzen oder ähnlichem gegen Antifas ermittelt, die sich auf Demos vor Nazifotografen schützen wollen… Es ist wie es ist: Diese Justiz steht nicht auf unserer Seite.

Hier findet ihr alle Berichte der letzten Prozesstage:

https://freiheit-fuer-jo.org/

Ebenfalls kam zutage, dass eine – vor allem Dy belastende – Aussage von einer sogenannten V-Person kommt, die sich wohl immer noch irgendwo am Rande der antifaschistischen Bewegung in Stuttgart aufhält. Wichtig ist hier jetzt vor allem: Keine Panik, sondern Solidarität! Die „Antifaschismus bleibt Notwendig“-Kampagne hat zu diesem Thema einen guten Artikel geschrieben, in dem es heißt:

„Um Strukturen und unsere politische Arbeit zu schützen ist es immer auch wichtig, auf den Umgang mit Repression zu achten und diese ernst zu nehmen. Nicht ohne Grund hat sich die Aussageverweigerung als Mittel bestätigt. Darunter fällt aber auch, keine Heldengeschichten irgendwelcher Aktionen zu erzählen und darauf zu achten, wer welche Informationen braucht oder eben nicht. Das sollte genauso selbstverständlich sein, wie ein bewusster Umgang damit, wie politische Praxis und Aktionen gestaltet werden.

Es darf uns nicht darum gehen, gegeneinander Misstrauen zu schüren. Vielmehr muss das Ziel sein, das eigene Verhalten den Sicherheitsaspekten anzupassen, Solidarität untereinander zu leben und somit auch unsere Strukturen zu stärken und gegen Repression zu schützen.

Weiterhin gilt: Anna und Arthur halten´s Maul!“

Den ganzen Artikel findet ihr auf der Seite des Solikreises:

https://freiheit-fuer-jo.org/?p=1276

Auch bei den kommenden Prozesstagen wieder Nazis zu erwarten. Vor allem die eigentlich faktisch tote NPD um Marina Djonović von der Ostalb, Naziskin Sebastian „Barney“ Thalheimer, ex-AN Dennis Konrad und einem Nazi-Hippie ist bei fast allen Prozessen anwesend und veranstaltet eine „Kundgebung“ vor dem Gerichtsgebäude. Auch sind sie offensichtlich bestens mit den „Opfern“ befreundet; jedenfalls mit dem Hauptgeschädigten Ziegler, die beiden anderen Geschädigten von „Zentrum Automobil“ werden nach den Prozessen immer vom Nazi-Freundeskreis alleine zurück gelassen. So geht „Nationale Solidarität“! 😉

Wir werden also auch bei den kommenden Terminen so gut es geht verhindern, dass die Genossen vor Gericht auch noch mehr Nazi-Visagen im Publikum ausgesetzt sind. Daher werden wir, mit vielen anderen Antifas auch die kommenden Tage in Stammheim präsent sein, den Zuschauer*innen-Saal mit für Jo und Dy solidarischen Menschen füllen und den anwesenden Faschos auch keine Wohlfühlzone in Stammheim zu lassen. Kommt also auch ihr zu den nächsten Terminen! Auch wenn ihr nur ein paar Stunden könnt, hilft das. Vor dem Gericht gibt es eine antifaschistische Dauer-Kundgebung, die auch als Anlaufpunkt dient.

Der nächste Termin ist am Donnerstag, der 10. Juni ab 8:00 Uhr vor dem OLG an der JVA Stammheim.

Alle weiteren Termine und viele Hintergrund-Infos zum Prozess findet ihr auf der oben mehrfach verlinkten Seite.

Antirassistische Demo zum Todestag von George FloydEin Jahr ist es her, dass der Schwarze Amerikaner George Floyd von einem weißen Bullen vor laufender Kamera erdrosselt wurde. Weltweit gingen nicht nur deshalb zehntausende Menschen auf die Straßen: Dieser grausame Fall hat für viele Betroffene das Fass zum Überlaufen gebracht. Verschiedene Selbstorganisierungs-Ansätze von BPoC sind nach dem Attentat in Hanau und dem Mord an George Floyd auch in Deutschland entstanden und tragen seitdem das Thema Rassismus und seine mörderischen Folgen unüberhörbar in die Öffentlichkeit und auf die Straßen. Auch Teile der antifaschistischen Bewegung, die sich oft viel zu lang an von Rassismus Betroffenen vorbei organisiert hat, sucht Schnittmengen und unterstützt der Kämpfe von BPoC.

In Stuttgart hat sich zum Todestag von George Floyd ein Bündnis für eine Demo zusammen gefunden, das von „0711united against racism“ ins Leben gerufen wurde.

Diese fand am Abend des Freitag, den 28. Mai in Stuttgart statt. Es beteiligten sich rund 350 Menschen an der Demo, die Alltags- und Behörden-Rassismus und Polizeigewalt thematisierte und als eine Antwort darauf offensiven antifaschistischen und migrantischen Selbstschutz forderte. Am Rande gab es verschiedene Aktionen, wie vor einer KriPo-Wache an der Stadtmitte und der „Ausländerbehörde“. Mit der Demo konnten viele von Rassismus betroffene Jugendliche erreicht werden, die der Demo einen lauten und kämpferischen Ausdruck gaben und deutlich machten, dass sie diese Zustände nicht weiter hinnehmen werden.

Einen Bericht des Bündnisses findet ihr bei „0711 united against racism“. (Link zu Instagram)

Querdenken in Karlsruhe

Am Donnerstag, den 3. Juni fand in Karlsruhe eine landesweit mobilisierte „Querdenken“-Versammlung statt. Um die Genoss*innen vor Ort zu unterstützen fuhren Antifaschist*innen aus Stuttgart in die Fächerstadt und beteiligten sich an den Gegenprotesten. Der große Ansturm blieb bei den Schwurblern und Nazis allerdings aus. Sie konnten trotz Feiertag, überregionaler Mobi, gutem Wetter und für sie freigeprügelter Parkanlage nur ca. 800 Leute zusammenkratzen.

Die individualistische Kleibürgerbewegung geht halt wohl doch lieber in die nun wieder geöffneten Biergärten, und kostet die schönen Seiten der „Corona-Diktatur“ aus, anstatt weiter gegen sie zu demonstrieren. Nichts desto trotz wurde den anwesenden „Querdenkern“ das Happening so unschön wie möglich gemacht. Zeitweise wurden Zugänge zur Parkanlage blockiert und einem Bericht auf „de.indymedia.org“ zufolge mussten auch einige Autos der Schwurbler dran glauben – trotz Polizeischutz.

Hier ein Auszug des Berichts vom „OAT Karlsruhe“:

„Wir werten den Tag im Allgemeinen als Erfolg, auch wenn sicherlich nicht alle Aktionen perfekt gelaufen sind und das Kräfteverhältnis auf der Straße sowohl zwischen der Polizei als auch den Querdenker:innen nicht ausgewogen war. Jedoch mobilisierten auch diese unerwartet nicht mehr als 800 Verschwörungsanhänger:innen. Der Umgang mit dieser rückschrittlichen Bewegung, die viele verschiedene Kräfte vereint ist nach wie vor schwierig. Es gilt die Lage in den verschiedenen Städten und für uns ins besondere in Karlsruhe zu beobachten, zu diskutieren und verschiedene Aktionsformen zu entwickeln. Mit unserem heutigen Protest konnten wir dabei schon einige erfolgreiche Formen erproben. Bei anderen müssen wir uns auch weiterhin reflektieren und nach vielfältigen Lösungen suchen.

Eins ist klar: Als Antifaschistische Bewegung werden wir auch weiterhin aktiv gegen rechte Versammlungen und Veranstaltungen sein. In der voranschreitenden Krise und der zunehmenden staatlichen Repression braucht es nicht weniger, sondern mehr Antifaschismus!“

Kommende Termine

Offenes Antifa Treffen des „Antifaschistischen Aktionsbündnis Stuttgart & Region“ (AABS) [10.06.2021]

+++ Am kommenden Donnerstag im Monat trifft sich wieder das AABS. Der eigentliche Termin am 1. Donnerstag im Monat wurde im Juni verschoben, um die Proteste gegen Querdenken in Karlsruhe zu unterstützen. Im Juli wieder regulär am 1. Donnerstag! +++

Das AABS schreibt selbst zu sich:

Das Antifaschistische Aktionsbündnis Stuttgart & Region ist ein Bündnis verschiedener Gruppen und Einzelpersonen, an dem sich alle beteiligen können, die gegen Faschismus, Rassismus und Rechtspopulismus aktiv werden wollen. Gemeinsam organisieren wir Aktionen, um den gesellschaftlichen Rechtsruck den Wind aus den Segeln zu nehmen. Denn: Rechte Denkmuster wie Antisemitismus, Nationalismus, Islamophobie und Rassismus finden sich nicht nur in der faschistischen Rechten, sondern sind breit in dieser Gesellschaft verankert.

Dagegen wehren wir uns und kämpfen für eine bessere, eine solidarischere Gesellschaft! Zu unseren Aktivitäten gehört der entschiedene Widerstand gegen rechte Umtriebe und Veranstaltungen von Nazis oder AfD genauso wie die notwendige Aufklärungsarbeit über die Ziele der extremen Rechten. Daneben organisieren wir eigene Veranstaltungen, eine monatliche Antifa-Kneipe und politische Kampagnen. Interessiert? Dann komm zum offenen Treffen:“

Do., 10.06. – 19:00 Uhr – Linkes Zentrum Lilo Herrmann

antifascist action!-Regio-Treffen Stuttgart & Rems-Murr [04.072021]Die überregionale Kampagne zur antifaschistischen Arbeit gegen den rechten Wahlkampf zur BTW im Herbst 2021 lädt überall zu Regio-Treffen ein, um die kommende Phase zu planen und zu strukturieren. Für die Region Stuttgart & Rems-Murr findet das Treffen am 4. Juli in Stuttgart statt. Alle Aktivist*innen aus dem Großraum sind herzlich dazu eingeladen.

So., 04.07. – 11:00 Uhr – Linkes Zentrum Lilo Herrmann

Netzfunde / Linkschleuder / Über den Tellerrand

Filmempfehlung: „Une vie de lutte“

Am 5. Juni 2013 wurde der Antifaschist Clément Meric in Paris von Faschisten angegriffen und erstochen. Dieses Jahr war sein 8. Todestag; dieser wird jedes Jahr mit einer starken Demonstration begangen und in ganz Europa finden immer wieder kleine Soli-Aktionen statt.

Die Berliner Genoss*innen der „North East Antifascists [NEA]“ haben zu diesem Fall und den gesellschaftlichen Hintergründen in denen diese Tat passierte, vor ein paar Jahren eine Doku gedreht. In “Une vie de lutte – Der Kampf geht weiter” kommen viele Aktivist*innen – Genoss*innen von Clément – aus Paris zu Wort.

Diesen Film wollen wir euch heute empfehlen:

https://www.youtube.com/watch?v=8ok8cfXZ4U8

Lese-Empfehlungen„Repression gegen militanten Antifaschismus“

Das Thema Repression gegen Antifas lässt uns leider nicht los. Aber auch Andere setzen sich ausführlich damit auseinander. So die bundesweite, revolutionäre Plattform „Perspektive Kommunismus“. Sie haben eine interessante Broschüre zu der anziehenden Repression gegen (militanten) Antifaschismus bundesweit aber im Besonderen in BaWü verfasst und ordnen diese Repression gesellschaftlich ein und machen Vorschläge, wie die antifaschistische Bewegung darauf reagieren sollte.

Wir finden das lesenswert:

https://perspektive-kommunismus.org/2021/03/26/repression-gegen-militanten-antifaschismus/

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